“Hurva“-Synagogue, Jerusalem, Israel

Sven Röttger 2005

Die Ursprünge der „Hurva-Synagoge“ im alten Jüdischen Viertel von Jerusalem datieren zurück bis 1700. Im Jahre 1864 erfolgte die Fertigstellung. 

Während des Unabhängigkeitskrieges 1948 wurde sie (zum zweiten mal) zerstört und verblieb als Ruine (übersetzt „Hurva“) mit dem noch verbliebenen, markanten Steinbogen.

Von 1967-1974 plante Louis Kahn eine neue (Welt-)Synagoge neben dem zerstörten Vorgänger zu errichten, doch die Entwürfe kamen nie über das Zeichenbrett hinaus. Dennoch stellt sein Konzept bis heute einen der interessantesten und provokantesten Entwürfe von Louis Kahns nicht realisierten Projekten dar.

Insbesondere sein Konzept zur Lichtführung inspirierten dieses Projekt.

Ausgehend von einer quadratischen Grundrissfigur wird ein Betonvolumen neben der alten Ruine auf dem angrenzenden Platz positioniert. Während sich die Gebäudestruktur zunächst an den bestehenden Raumkanten der Umgebung orientiert, knickt diese dann nach Osten ab, in Blickrichtung zur Klagemauer. Seine aufgehenden Bauteile verjüngen sich an der Außenseite nach oben hin und erhalten Öffnungen an den Gebäudeecken, ähnlich einer zurückgeschlagenen Zeltbahn. So entstehen Assoziationen sowohl an ein temporär errichtetes Zelt, als auch an einen schützenden, massiven Gebäudekörper. 

Es ist eine Referenz an „Abrahams Zelt“, welches Öffnungen in alle vier Himmelsrichtungen gehabt haben soll, um jederzeit Gäste willkommen zu heißen. Dies unterstreicht seinen offenen und toleranten Charakter. Ebenso erinnert es an die 40-jährige Wanderung der Kinder Israels in der Wüste.

Der abgewinkelte Baukörper bildet den Eingangsbereich und nimmt die Erschließungstreppe zur Frauenempore im Obergeschoss auf. Die Ostwand enthält den Aron mit den Thorarollen darin, welche über ein großes Lichtband betont wird. Das Raumzentrum bildet der Almemor „Tisch“, von welchem aus die Thora gelesen wird.

Inzwischen wurde die ehemalige Hurva-Synagoge auf den historischen Überresten wiedererrichtet.